Mein liebster Freund Sie sind einer der wenigen Menschen, dem
ich nur Gutes verdanke, einen wahren geistigen Reichtum. Heute las ich zum
zweiten Male – nach Monaten – Ihr tiefsinniges Drama über den
Weiher, und verstand es inniger als das erste Mal, hatte meine Freude daran. Sie
haben dort eine Saite angeschlagen, die in der Gegenwart selten
geworden ist↓gehört wird↓; Verse klingen heutzutage selten von der Bühne, und Sie sind zu den
ausführlicheren Repliken älterer Zeiten zurückgekehrt. Aber Sie meistern diesen
Stil, und Sie
fesslen↓fesseln↓. Das
Stück ist ein
schönes Ganzes.
|Ich habe keine Zeitungen in
deutscher Sprache, weiss deshalb nicht, ob das
Stück aufgeführt worden noch ob es Erfolg hatte. Sie
wissen, dass ich Ihnen jeglichen Erfolg wünsche. – Ich denke mir, dass ich
Anfang Mai um meiner Gesundheit willen nach
Karlsbad reise. Ich bin wol mehr als ein Dutzend Mal vor
dem Kriege dort gewesen. Jetzt wird es wol dort, wie überall,
dort ärmer sein. Die Sprache trennt mich leider
von Ihnen. Mein deutscher Verleger,
Erich
Reiss, hat Fallissement gemacht. Alles was er mir schuldig war, seit
Jahren, ist in Rauch aufgegangen.
Ich hoffe, dass es Ihnen und den
Kindern gut geht. – Frau
Gertrud Rung, die Sie freundlich empfingen, liebt Sie
sehr. Ihr Freund
Georg Brandes