Arthur Schnitzler an Robert Adam, 28. 10. 1920

|Dr. Arthur Schnitzler
|Herrn
Oberlandesgerichtsrat
Dr. Robert Adam Pollak,

|Dr. Arthur Schnitzler 28. 10. 1920.

Verehrter Herr Doktor,

Innerhalb der dramatischen Autorengenossenschaft soll statutengemäss ein Schiedsgericht ins Leben gerufen werden, ungefähr nach den Prinzipien, wie sie in den beiliegenden Statuten des Bühnenschiedsgerichtes ausgesprochen sind. Als Obmann dieses Schiedsgerichtes soll ein Berufsrichter fungieren und ich habe mir erlaubt in der Vorstandssitzung, wo diese Angelegenheit zur Sprache kam, Sie, lieber Herr Doktor, als denjenigen zu nennen, der mir für ein solches Amt schon dadurch höchst geeignet erschiene, weil in Ihnen eben Eigenschaften eines dramatischen Autors und eines Richters sich vereinen. Man hat mich ersucht unverbindlich bei Ihnen anzufragen, ob Sie geneigt wären ein solches Amt eventuell zu übernehmen. Ist es gewissermassen auch ein Ehrenamt, so soll es keineswegs ein unbesoldetes sein; nach ungefährer Berechnung dürften im Jahre 10–20 Fälle zur schiedsrichterlichen Verhandlung kommen und es wird auch daran gedacht, eventuell nicht einen, sondern zwei Vorsitzende zu ernennen, so dass sich also die Arbeit verteilen würde. Bitte schreiben Sie mir recht bald, wie Sie sich prinzipiell zu dieser Angelegenheit verhalten.
Mit herzlichem Gruss
Ihr sehr ergebener
[handschriftlich:] Arthur Schnitzler
[maschinenschriftlich:] Herrn Oberlandsgerichtsrat
Dr. Robert Adam Pollak,
Wien.
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar