Hochverehrter Herr Doktor!
Be
sten Dank für Ihre Karte! Daß Sie
sich mit der Lektüre meines
Aufsatzes plagen, darf ich gar nicht
verlangen!
Ich habe meinem Magenleiden, das mich seit mehr als einem Jahre quälte und fast
arbeitsunfähig, jedenfalls aber lebensunlustig machte, endlich dadurch ein Ende
gemacht, daß ich mich – Mitte Mai – operieren ließ. Ich bin noch immer sehr schwach, gehe aber doch schon aus und würde sehr gerne |im Laufe der nächsten Woche – den
26. muß ich ausnehmen – zu Ihnen kommen; bitte mir einen Tag zu
bestimmen.
Am
3. Juli fahre ich mit
Frau und
Kind nach
Gutenstein,
wo uns ein von den
Schweden beliefertes
Richtererholungsheim, das den ver
sprechenden Namen: »
Heim der Ruhe« führt, für wenig Geld durch 4 Wochen verpflegen
soll. Was
dann ge
schieht, hängt davon ab, ob ich mich
anfangs August bereits zur
Wiederaufnahme des Dien
stes
stark genug fühlen werde oder noch irgendwo
Erholungsmöglichkeit
suchen muß.
Gearbeitet habe ich die seit dem Herbst gar nichts, aber viel
Lehrreiches gelesen, vor allem vieles Lateinische.
|Mit den ergebensten Grüßen
Ihr
DrRAdam