|Wien, am
19. August 1919
Hochverehrter Herr Doktor!
Von
Wegscheid bei Maria Zell zurückgekehrt, wo
ich nach vollbrachter
Karlsbader Kur
Frau und
Kind auf
suchte, um
sie glücklich
heimzubringen, finde ich Ihre Karte vor, die mir nach
Karlsbad nachge
schickt und von dort zurückge
sendet worden war. Ich freue
mich darauf, Ihnen über meine Schick
sale bei Ihrer Rückkehr mündlich berichten zu
können; erfreulich sind
sie
schließlich nicht. Wenn Ärger, wie die Ärzte behaupten,
auf die Folgeer
scheinungen von Magenge
schwüren ungün
stig einwirkt, so trägt das
Deutsche Volkstheater zum guten Teile Schuld daran,
daß ich mich durch vier Wochen in
Karlsbad mit
Fel
senquelle und Moorum
schlägen abgeben mußte. Der »
Fremde« hat alle intere
ssiert: den D
r Glücksmann,
|den D
r Waniek, den D
r Rosenthal und den
Direktor, und
ich war
schon fa
st meiner Sache
sicher: bis der
Direktor mir
seinen Ent
schluß bekanntgab, das Stück doch
nicht zu geben, da es keine
sich
steigernde Handlung und daher keine Aus
sicht auf
Erfolg habe. Seither war der »
Fremde« auch
schon
im
Burgtheater und wurde mit anerkennenswerter
Eile und einem Formular retourniert. Von dem
Welser Stück wollte D
r Waniek ohne Umarbeitung, die er am lieb
sten von einem Kompagnon –
Engel oder Landerberg oder
son
st wem – vorgenommen wüßte, überhaupt nichts wi
ssen; und zu einer
solchen Arbeit fehlte es mir bisher an Lu
st und an Stimmung. –
Es i
st
sehr traurig, daß auch die
Märchenkomödie, die ich in
Karlsbad fleißig
skizziert habe, keine Bühne finden wird, da der Stoff derart i
st, daß überhaupt nur
wenige begreifen werden, wie man zu ihm habe gelangen können: was mich aber nicht
abhalten
soll, die Arbeit, die mich per
sönlich intere
ssiert,
|zu Ende zu bringen, obwohl
sie mich, der
Anlage nach, viel Zeit und Mühe ko
sten wird. Ich hoffe, daß Sie, hochverehrter Herr
Doktor, derein
st meine Stoffwahl nicht allzu
sehr
schelten werden.