|Dr. Arthur Schnitzler 11/7 1915
Verehrter Herr Doctor, erst gestern Abend bin ich dazu geko
mmen Ihre
Komoedie zu lesen – in einem Zug, da sie mich amusiert hat;
technisch ist sie auch nicht übel – aber im ganzen ist es dann eine etwas grobe und
in ihrer
Accentuiertheit unwahrscheinliche und recht willkürlich
wirkende Sache, mit der nicht übermäßig
↓viel↓ dichterische
Ehren aufzuheben sind. I
mmerhin ist sie spielbar und ich
denke,
Residenzbühne oder
Neue Bühne würden sich gegen den Versuch nicht wehren. Daß Sie
jede einzelne Figur persönlich kennen,
|will ich gerne
glauben – und jede einzelne wirkte am Ende, in irgend ein andres Stück gestellt,
lebendig wirken; – so auf einen Fleck zusa
mmengebracht,
in theatralische Beziehun
gen
auf↓zu↓einander, zweifelt man gelegentlich auch an ihrer Lebenswahrheit. De
nn nichts ist rachsüchtiger als die Kunst – bis zur
Ungerechtigkeit! –