an meinen 50. Geburtstag
- O bleib, Phönix, verlaß mich nicht,
Traumfeuervogel, mein göttlicher,
wie schweiften wir frei von Herd zu Herd!
Wenn ich scheu, ich staubgeborener Wicht,
in die Asche blies mit finsteren Gesicht,
flogst du goldrot auf, immer neu hellauf,
unbeschwert,
und Sternbilder sprühten von deinen Schwingen.
Bis ein Abend kam, wo ich müd dir grollte,
unter fremden Fichten, in Menschensehnsuchtsqual,
nicht mehr von dir träumen wollte,
von deinem ewigen Zauberstrahl
und nie erlebten Wunderdingen,
nur von Heimat, Heimat endlich einmal –
da huben die Sterne an zu klingen:
Ja, die ganze Welt kannst du wild durchschweifen
in deinem freiheitstrunknen Flug,
kannst Kometen begleiten durch Urnebelstreifen,
Stürme, Wolken, Blitz dir zum Spielzeug greifen,
|ach, und hast nicht Kraft genug,
ein Haus auf der festen Erde zu bauen,
für dich und die Deinen ein sichres Bett,
kannst dir nicht einen Balken selber hauen,
nicht ein Tischlein zu zimmern dich getrauen,
nicht ein Brett,
hockst wie ein unbeholfnes Tier
unter den fremden Fichten hier –
so erklangen die Sterne – da flucht’ ich dir.
Bis der Morgen graute, bis Menschen kamen,
hilfreich kamen, Mann für Mann,
mich herzlich bei den Händen nahmen,
und holde Frauen lachten mich an:
Sieh doch, da steht das Haus schon errichtet;
während du schweiftest von Traum zu Traum,
ward Stein auf Stein zur Mauer geschichtet,
der dunkle Hain zum Garten gelichtet,
dir zum heimatlichen Raum.
Nach freudiger Menschheit ging dein Trachten;
weil du sie träumtest, lebt sie nun;
du halfest ihr sich göttlich achten,
empfang als Schöpferlohn ihr Tun;
laß dir aus unsern schwachen Händen
den Segen vieler starken spenden!
|So sprachen strahlend zwei der Frauen,
mich aber wehte ein Bangen an:
verflogen war das Morgengrauen,
und über dem sonneblanken Tann
fern im Blauen
sah ich starr dich mit zitternden Klauen
schreckbeschwert
– Phönix – sprühend niederschauen
auf meinen Herd.
Wie Sankt Johannes zwischen den sieben Leuchtern
mit gen Boden gebeugtem Gesicht
barg ich unter den hohen Bäumen
meinen Blick vor all dem Gnadenlicht;
in meinen Tränen stossen zu taumelnden Flammen
die Menschen rings mit euch zusammen,
ihr alten Fichten um dies neue Dach –
was rauscht ihr mir Erinnrung, ach!
Ich fühl’s noch heute beim Schwanken eurer Zweige,
wie ich erschüttert den Nacken neige,
weil mir zum Dank die Kraft gebricht.
Ich kann ja nichts als immer wieder träumen
von seligem Aufflug zu den freien Räumen –
O Phönix, Phönix, verlaß mich nicht! –