Hochverehrter Herr Doktor!
Ich muß Ihnen leider berichten, daß der Ver
such, an mein Glück zu appellieren,
fehlge
schlagen i
st. Der Verlag
S. Fischer hat mir
mitgeteilt, daß er den »
Neidhard« nicht annehmen
konnte. Die dem Schreiben beigefügte
sehr liebenswürdige und eingehende Begründung
die
ser Ent
scheidung dürfte
sich in einem Punkte mit dem Hauptbedenken berühren, das
Sie, hochverehrter Herr Doktor,
|bezüglich des
stofflichen Aufbaus der Komödie mir gegenüber äußerten. Manches i
st mir in der
Begründung der Abwei
sung nicht recht ver
ständlich. Es will mir
scheinen, als ob der
Verlag bei der Fixierung des Grundthemas meiner Komödie fehlgegriffen hätte;
wenig
stens i
st das, was im Schreiben als Thema des Stückes bezeichnet wird, nur ein
Teil de
ssen, was nach meiner Ab
sicht Thema
sein
sollte. I
st dem
so,
so muß die
Komödie unklarer
sein als ich dachte; und dies wäre jedenfalls ein
sehr arger Fehler.
Ich war redlich bemüht, den Grundgedanken hervortreten zu la
ssen,
|wenn ich es auch – anders als in der
arabischen Komödie – ab
sichtlich vermied,
im Kontexte einfach herauszu
sagen, was ich durch die Handlung ver
sinnbildlichen
wollte; die Zwi
schen
spiele, als moderni
sierter Chor,
sollten das Amt des Rä
sonneurs
übernehmen.
Dies scheint nicht geglückt zu sein; und um zu verbessern, was noch sich bessern
läßt, will ich einen Plan, den ich schon vordem faßte, nun ausführen; nämlich,
wenigstens in einem kritischen Nachwort, das in der Form zweier Briefe von Freunden,
eines zerreißenden und eines erhebenden, |gehalten sein soll, all das klar auseinandersetzen, was Mangel und gute Absicht der Komödie
(nach Ansicht des Autors) ist.
Daß mich das Fehlschlagen dieser Hoffnung, obwohl ich’s längst aufgegeben habe, mir
Glück zu vindizieren, arg deprimiert, werden Sie begreifen, hochverehrter Herr
Doktor; aber ich will’s übertünchen.
Dem »
Merker« habe ich die
arabische Komödie mit einer Empfehlung des D
r Bittner
einge
sendet; vorläufig ohne Re
sultat.
Nehmen Sie mir die Länge dieses Briefes nicht übel, hochverehrter Herr Doktor, und seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrem
dankbar ergebenen
Robert Adam