Robert Adam an Arthur Schnitzler, 3. 2. 1911

|Wien, am 3. Febr. 1911

Hochverehrter Herr Doktor!

Ich muß Ihnen leider berichten, daß der Versuch, an mein Glück zu appellieren, fehlgeschlagen ist. Der Verlag S. Fischer hat mir mitgeteilt, daß er den »Neidhard« nicht annehmen konnte. Die dem Schreiben beigefügte sehr liebenswürdige und eingehende Begründung dieser Entscheidung dürfte sich in einem Punkte mit dem Hauptbedenken berühren, das Sie, hochverehrter Herr Doktor, |bezüglich des stofflichen Aufbaus der Komödie mir gegenüber äußerten. Manches ist mir in der Begründung der Abweisung nicht recht verständlich. Es will mir scheinen, als ob der Verlag bei der Fixierung des Grundthemas meiner Komödie fehlgegriffen hätte; wenigstens ist das, was im Schreiben als Thema des Stückes bezeichnet wird, nur ein Teil dessen, was nach meiner Absicht Thema sein sollte. Ist dem so, so muß die Komödie unklarer sein als ich dachte; und dies wäre jedenfalls ein sehr arger Fehler. Ich war redlich bemüht, den Grundgedanken hervortreten zu lassen, |wenn ich es auch – anders als in der arabischen Komödie – absichtlich vermied, im Kontexte einfach herauszusagen, was ich durch die Handlung versinnbildlichen wollte; die Zwischenspiele, als modernisierter Chor, sollten das Amt des Räsonneurs übernehmen.
Dies scheint nicht geglückt zu sein; und um zu verbessern, was noch sich bessern läßt, will ich einen Plan, den ich schon vordem faßte, nun ausführen; nämlich, wenigstens in einem kritischen Nachwort, das in der Form zweier Briefe von Freunden, eines zerreißenden und eines erhebenden, |gehalten sein soll, all das klar auseinandersetzen, was Mangel und gute Absicht der Komödie (nach Ansicht des Autors) ist.
Daß mich das Fehlschlagen dieser Hoffnung, obwohl ich’s längst aufgegeben habe, mir Glück zu vindizieren, arg deprimiert, werden Sie begreifen, hochverehrter Herr Doktor; aber ich will’s übertünchen.
Dem »Merker« habe ich die arabische Komödie mit einer Empfehlung des Dr Bittner eingesendet; vorläufig ohne Resultat.
Nehmen Sie mir die Länge dieses Briefes nicht übel, hochverehrter Herr Doktor, und seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrem
dankbar ergebenen
Robert Adam
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