Seien Sie bedankt, dass Sie, obwohl wir uns so selten sehen, sich immer meiner
erinnern und mir die Freude bereiten, jedes neues Buch, dass Sie hervorbringen,
aus Ihren eigenen Händen zu erhalten. Es ist mir, der ich so viele Bücher
bekomme, immer ein Fest, wenn eines von Ihnen
anlangt.
Ich habe Ihr
Buch auf einer
Reise gelesen, langsam und sorgfältig und mit so grossem Interesse, dass jede
Unterbrechung mir unlieb war.
|Ich bin traurig, dass ich
Ihnen nie ein Buch von ähnlichem Interesse von mir hätte schicken können. Und
meine Sachen in deutscher Uebersetzung sind mir ein solches Greuel, dass ich sie
nicht ansehen kann.
Leider kenne ich nicht
Oesterreich oder
Wien gut genug, um im Stande zu sein, eine
Ansicht darüber zu haben, wie ähnlich das Bild ist, das Sie geben. Es scheint
ähnlich. Aber haben Sie nicht zwei Bücher geschrieben? Das Verhältnis des jungen
Barons zu seiner
Geliebten ist Eine Sache, und die
|neue Lage der jüdischen
Bevölkerung in
Wien durch den Antisemitismus
eine andere, die mit der ersteren, scheint mir, in nicht notwendiger Verbindung
steht. Die Geliebte ist nicht Jüdin.
Das Thema: die Zärtlichkeit gegen das weibliche Wesen, mit Angst vor der Ehe
versetzt, und die Collisionen, die diese Combination veranlasst,
ist macht vielleicht ein Buch für sich. Die
Zerrissenheit einiger Juden, die unruhigen Begierden einiger junger Jüdinnen,
der Snobismus eines jüdischen Jünglings, der
|Mut und die Innigkeit eines
anderen, die Keckheit, der Leichtsinn und der Ernst der
Therese bilden aber zusammen den Kern
des Buches, nicht wahr? Ich freue mich über den inneren Reichthum des Werkes und
sehe ja sehr gut die vielen Zusammenhänge (z. B. dass das Wesen der Juden dem
Baron unverständlich und doch verständlich ist) aber nicht den strengen
nothwendigen Zusammenhang. – Ihre Gestalten sind fesselnd. Ich kenne nicht eben
solche Menschen, aber glaube an ihre Wahrheit.
Wenige Bücher fesseln mich wie die ihrigen. Ich glaube immer etwas Verwandtes zu
spüren.
Ich habe Sie kurz gesagt ausserordentlich lieb.