Georg Brandes an Arthur Schnitzler, 11. 7. 1906

| 11 Juli 06

Verehrter Freund

Wenn ich Ihre Karte einigermassen richtig dechiffrire – die Schrift ist räthselhaft – so fragen Sie nach meinem Befinden und sagen mir dass . . . Jemand mich grüssen lässt.
Ich bin heute aus dem Spital heraus, nur noch sehr, sehr matt, stolpere aber umher, um mich zum Gehen wieder zu gewöhnen.
Ich wurde sehr gerührt, dass |Sie meiner gedacht hatten. Hoffmannsthal schickte mir Thor und Tod. Es ist schön und fein, machte mir aber lange nicht den Eindruck wie die zwei antikisirenden Schauspiele.
Ueber Ihre eigenen Arbeiten kam ich das letzte Mal gar nicht dazu, mit Ihnen zu reden, wollte es doch sehr gern.
Ich komme wohl eines Tages nach Helsingør und versuche an Ihre Thür zu klopfen. Aber etwas kräftiger muss |ich erst sein.
Vorläufig soll ich arme Sau Empfangsrede an das Allthing halten.
Ihr ergebener
Georg Brandes
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