Arthur Schnitzler an Hugo von Hofmannsthal, [25.? 11. 1902]

|lieber Hugo, ich habe, da auch ich keine andre Adresse weiss, den Brief in die Direktion des Burg. Th. geschickt.
– Es ist jetzt mit dem Landfahren, besonders abends keine sehr begeisternde Sache; es wäre mir schon lieber, wenn ich Sie, gelegentlich einer Wienfahrt, vorerst einmal hier zu sehen u zu sprechen bekäme. – Natürlich fahr ich, wenn die Hauptmanngeschichte zu Stande kommt, mit ihm zu Ihnen |hinaus. –
Ich freue mich auf Ihr Stück. – Ich habe gestern die Skizze des meinen – denn ich kann es in keiner Weise ausgeführt nennen, – zu Ende dictirt, und ein schwerer Grundfehler des ganzen, der nun mit Evidenz zu Tage trat, hat mich auffallend tief verstimmt; – mich in die Nacht und in meine Träume wie ein wirkliches Unglück ver|folgt. Solche Dinge haben natürlich immer ihren Sinn: Mängel eines Werks, die man so schmerzlich empfindet, sind immer Mängel des eigenen Wesens, auf die man in dieser geheimnisvollen Weise geleitet wird.
– Leben Sie wohl. Auf bald.
Herzlichst Ihr
A.
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