Richard Dehmel an Arthur Schnitzler, 1. 1. 1902

|RD Blankenese b/Hamburg, 1. 1. 2.
Verehrter Herr Schnitzler!
Ich danke Ihnen herzlich für Ihr Buch. In Ermangelung einer Gegengabe – (aber »aufgeschoben ist nicht aufgehoben«) – überfalle ich Sie gleich noch mit einer Bitte. Ich will in etwa 2 Jahren ein Kinderbuch herausgeben:
Der Buntscheck,
ein Sammelbuch herzhafter Kunst für Ohr und Auge unsrer Kinder –
|würden Sie mir dazu eine einfache kurze Geschichte beisteuern können? Sie brauchen durchaus nicht vom Kinde zu handeln, jeder andre »Stoff« ist mir sogar lieber; nur soll eben Alles ganz vom Kinde aus dargestellt, also ohne sentimentalische oder ironische Sehnsucht nach dem »verlorenen Paradiese«. Auf das Mscrpt – (es darf aber noch nicht gedruckt sein und darf bis 1. Oktober 1905 auch nirgendwo anders veröffentlicht werden) – kann ich bis in den September dies. Js. warten; länger |nicht aus illustrativen Gründen. Im übrigen hat der Verleger (Schafstein & Co. in Köln) mir völlig freie Hand bewilligt, sodaß ich für die Urheberansprüche meiner Mitarbeiter in künstlerischer wie geschäftlicher Hinsicht nach Gebühr eintreten kann.
Mit der Bitte um baldigen Bescheid und mit meinen besten Neujahrswünschen
Ihr hochachtungsvoll ergebener
R. Dehmel.
    Bildrechte © Staats- und Universitätsbibliothek, Hamburg