Arthur Schnitzler an Richard Beer-Hofmann, 22. 7. 1901

|Herrn Dr. Rich. Beer-Hofmann

|Vahrn, 22/7 901
lieber Richard, von dem Tod Ihrer Stiefmama hab ich durch Schw. erfahren, noch eh Sie mirs schrieben, zu formeller Condolenz wars zu spät, bitte sagen Sie Ihrem Papa nachträglich, dass ich ihm meine herzliche Theilnahme also lieber durch Sie ausdrücken lasse. – Paul dürfte schon in den nächsten Tagen an den Wörthersee kommen, ist erbittert über Sie, will Sie gar nicht besuchen u. s. w. Schreiben Sie ihm doch noch ehestens ein Wort. Vom Wörthersee kommt G. herunter, ich muss mir noch irgend was höheres suchen |werde mich auf der Seiser Alpe u im Tierser Thal umsehn. Machen Sie’s doch möglich auch zu kommen. Die letzten Sommertage denk’ ich Gardasee, ev. Torbole? –
Ich find es hier sehr angenehm, die Zimmer offenbar neu hergerichtet sehr hübsch, das Essen gut, wenig Leut, und warm. Ich schreibe (3a. Stück). An der Zerstörung der »Grämlichkeit« wird von berufener Seite mit Talent gearbeitet. Wenn mich etwas stört, ist es nur der Um|stand, dass man in der betreffenden Familie Sie für den weitaus hervorragendsten von . . . hm . . . Alt-Wien hält, eine Meinung, die Sie hoffentlich durch Ihr . . . wieder hm . . . nächstes Stück endgiltig begraben werden.
– Schreiben Sie – wenn bald, dann noch hieher, sonst Wien.
Heute Ausflug Karersee, wo Julius u Frau.
Gehts den Ihren gut? Baden Sie viel? Sehn Sie die übrigen Rundwohner?
Von Herzen Ihr
Arthur
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