Hugo von Hofmannsthal an Arthur Schnitzler, 7. 7. [1899]

|7 VII.
Bin sehr froh endlich zu wissen, wo Sie sind, denn selbst darüber in Ungewissheit zu sein, ist peinlich. Von Richard hab ich nach wie vor keine Zeile.
Der »Zeit« stelle ich meinen Namen in unverbindlicher Weise natürlich gern zur Verfügung. Habe an einem Stück (5 Acte, in Versen) |zu arbeiten begonnen, bin aber gleich in den Anfängen durch ganz unglaubliches deprimierendes Wetter gehemmt worden.
Bleibe wohl bis gegen Ende July hier und werde dann, hoffentlich mitten in der Arbeit, wohl nach Salzburg übersiedeln. Gegen Ende August hoffe ich die innere |und äußere Möglichkeit zu einer kleinen deutschen Tour zu finden.
Minnie sehe ich ungefähr täglich ¼ – ½ Stunde. Das Gespräch entfernt sich nie vom peinlich-banalen. Sie thut mir recht leid. Es kommt etwas tief Freudloses und Bitteres in ihr Wesen.Sind Sie wenigstens |einigermaßen im Stand sich mit Stück oder Novelle zu beschäftigen?
Herzlich Ihr
 Hugo.
P. S. Giebt es ein Leben zweiter oder dritter Ordnung? Auf die Dauer doch wohl kaum.
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