Arthur Schnitzler an Richard Beer-Hofmann, 6. 7. 1898

|Herrn Dr. Rich. Beer-Hofmann

|6/7. 98
Mein lieber Richard, das ist aber wirklich Verfolgungswahn. Man kann unmöglich ernsthaft darüber reden. Ich habe nach Ihrem Telegr das lautete Nr. 16, 1. Junisowohl Nr 16, als 1. Juni schicken lassen – was mir umso leichter war als Eisenstein beide Nrn gleich auf Ihre Rechnung schrieb. –
|– Sie scheinen im ganzen nervöser zu sein, als ich gern hören möchte; vielleicht haben Sie doch Lust, mich so zwischen 20. u 26. Juli irgendwo im Salzburgischen zu treffen? Der August ist mir noch verschwommen. Hugo hat erst vom 9. August an Zeit – wir möchten gern in die Schweiz; überlegen Sie sich das. –
|– Die 3 Einakter heißen: Paracelsus, Die Gefährtin, Der grüne Kakadu. Die beiden ersten (P. in Versen) hab ich Hugo Nachts vor seiner Abreise nach Czortkow vorgelesen; sie scheinen – nein, nein, sie haben ihm sehr gut gefallen – insbesondre im P. findet er auch nicht eine Zeile zu ändern.
– Mein neues Stück hat unterdessen sonderbare Wandlungen durchgemacht – |es spielt wo anders u zu einer andren Zeit, als ich anfangs vermuthete; – jetzt ist es aber dort, wo es sein soll. (5 Akte.) Ich möchte es im Sommer schreiben, auf der Reise, freue mich sehr darauf.
– Die Arbeit bedeutet alles mögliche für mich – nicht die, sondern die Arbeit.
– Einen Traum von Flirt will ich Ihnen nicht erzählen; schreiben Sie mir bald, dss es Ihnen und dem Götterliebling und den Ihren gut geht. Von Herzen Ihr
Arthur.
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