Arthur Schnitzler an Hugo von Hofmannsthal, [4. 6. 1898]

|Samstag.
Lieber Hugo, morgen früh will ich auf den Semmering fahren, dann per Rad zum Richard, wo ich wohl Dinstag sein werde. Wahrscheinlich fahr ich allein; Kramer scheint |unverläßlich. Dass Sie Kerr nicht kennen gelernt haben, isschade; im Anfang befangen und etwas unsicher findet er sich bald bei einigem Entgegenkommen und wirkt durch seinen Verstand, seine Sympathie und mannigfache |günstige Intentionen höchst erfreulich. –
Es geht mir mit der Stimmung nun etwas besser; es ist doch sehr sonderbar, wie auch ihrem Wesen nach unveränderliche seelische Lasten an Schwere gewinnen und verlieren können. – Ich möchte auch in Kärnthen |ein bischen arbeiten. Sie können mir jedenfalls nach Steindorf zu R. schreiben; obzwar ich nicht glaube, dss ich dort bleibe.
Brahm läßt Sie vielmals grüßen; er hofft Sie werden noch oft Gelegenheit haben sich am Dtsch Theater wohl zu fühlen.
Herzlichste Grüße Ihr  A.
    Bildrechte © Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt am Main