Hugo von Hofmannsthal an Arthur Schnitzler, 27. 6. [1896]

|Bad Fusch, 27ten 6.

lieber Arthur!

ich denke, dieser Brief erreicht Sie noch gerade vor Ihrer Abreise. Es wird mir dann sehr viel Freude machen, Sie auf dem Schiff und in fremden Gegenden zu denken. Zu meinem Vergnügen am Dasein gehört es sehr stark, mir das Leben meiner Freunde merkwürdig und schön vorzustellen. Es ist das geheimnis|voll wie die Zusammensetzung von schönen Gegenständen auf einem Bild.
Ich lebe hier ganz still. Ich schreibe eine Novelle und sehe 5, 6 andere vor mir. Nur kommt mir sonderbarer Weise immer während des Arbeitens gerade die wesentliche Schönheit des Stoffes wie erblindet vor. Das muss man wahrscheinlich überwinden. Ich kann es nur nicht, weil ich bis jetzt eigentlich immer nur |kurze Gedichte gemacht habe.
Sie lassen mich dann immer wissen, wo Sie Briefe finden wollen, nicht wahr? (Vom 15ten Juli ab schreiben Sie mir nach Wien, weil ich nicht genau weiß wo ich sein werde.) Leben Sie wohl, lieber Arthur.
Herzlich Ihr
 Hugo.
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