|Schönberg 17/IX 95 Abends
Lieber Arthur!
Soeben erhalte ich Ihren Brief. Ich bin wirklich in
guter Sti
mmung; hoffentlich merken Sie es an Manchem wenn
ich nach
Wien zurückko
mme
. Daß ich seit
Sonntag Früh allein bin wissen Sie wol. Wie das Alleinreisen von
L. aufgeno
mmen
wurde? Zu schwierig in Worte zu kleiden. Nur vorläufig: Sie geht nicht nach
Kopenhagen – sagt sie. Aber das ist nicht
offiziell.
Hier will ich bis Freitag Samstag ↓Früh↓ will ich von
|hier fort nach
Riva, – einen Tag dort bleiben und dann nach
Salò, Südwestende des
Gardasees. Vielleicht gefällt es mir aber dort nicht, dann
vielleicht
Verona, das ich nicht kenne.
Jedenfalls erwarte ich noch einen Brief hieher, einen nach
Riva Poste restante.
Paul Horn ist mir in der Erinnerung widerlich,
Mann mit »lustigen Streichen« in der Jugend, kein Mensch.
|Wozu Brosamen wie »Alles erkundigt
sich«? Wer verübelt uns übrigens daß wir nicht fort Litteratur reden?
Wie kommt
Speidel zu
Ebermann? Momentan bin ich
der,
der einzige Gast im
Wirtshaus. Ich »lebe u genieße«. Nochmals: Wann
frühestens kann »
Liebelei« ko
mmen, denn vielleicht verzögert sich ja meine Ankunft, in
den
October hinein.
|Adieu, ich will noch vor der
Dunkelheit ein wenig spazieren. Die Zirbelkiefer die an der Strasse steht, ko
mmt in
Goethes italienischer Reise vor. (Reise über den
Brenner) »Bei
Schemberg« etc. das weiß ich aus dem
Meyer. Werden uns je Bäume irgendwo wachsen
– bei
Meyer?
»Laßt uns lächeln.«
Herzlichst Ihr
Richard
Ich freu mich so sehr mit Ihren Briefen
»schreiben Sie augenscharf«