Arthur Schnitzler an Richard Beer-Hofmann, 15. 6. 1895

|Herrn KuK u. u. Lieutenant
Dr. Richard Beer-Hofmann
im Kh. Landw.-Inf-Regmt
»Caslau« Nr 12.

|15. Juni 95
Lieber Richard, heut bin ich sschlecht aufgelegt, als wär ich in Caslau. – Einer der Gründe: schiefe Stellung in der Familie; Bemerkungen, dass ich »ohne einen Kreuzer Geld zu haben« im Sommer nach Kopenhagen fahren will – Bemerkungen, die mir von dritter, nein vierter Seite zurückkommen. –
Dörmann ist da und erzählt viele Dinge von sich – er hat 3 Stücke geschrieben und hat in Berlin 65 Verhältnisse gehabt. Ich übertreibe nicht. Er aber ja . . . a . . . a –
– Die Kritik vom kleinen Kraus in dem |Abendblatt der N. Fr. Pr. über die Gröger haben Sie gelesen? Er benützt die Gelegenheit, uns (Sie, Loris Salten mich) in die Waden zu beißen. Wir werden noch schmerzlicheres zu überleben haben. –
Frauenlob von Hrn. Lothar an der Burg angenommen. – Gerücht über »Liebelei«: es werde überhaupt nicht an der Burg zur Aufführung kommen. Entstehung liegt nahe; werde Burckh. aufsuchen.
– Für den Abdruck der Kl. Komödie |in der Freien Bühne will Fischer mir 25, bitte, 25 Mark bezahlen. Ich hab ihm einen groben Brief geschrieben – da mir ja nichts dran liegt. Was haben Sie gegen Zasche? Er wird das ganz hübsch machen. – Die Novelle zu datiren hat keinen Sinn; es kümmert sich doch keiner drum und sieht aus wie eine Entschuldigung. –
Ich schreibe an meinem Stück – vorläufig ohne an eine Aufführungs|möglichkeit zu denken. –
Meine Absicht ist, Anfang Juli in die böhm. Bäder zu reisen und vor Mitte Juli in Ischl zu sein. – Wann wollen Sie nach München gehn? – Wie stehn Sie zu Kopenhagen? Beantworten Sie gütigst. – Goldmann wird im August Urlaub nehmen, genaueres unbekannt.
– Mein rechtes Ohr laß ich behandeln, das macht mich auch recht nervös. –
Leben Sie wohl, seien Sie herzlich gegrüßt.
Ihr
Arthur.
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