15. Mai 95.
Sehr geehrter Herr Doktor.
Den
Musenalmanach von 94 hab ich noch nicht
finden können, aber ich muß ihn haben und finde ihn schon. Das, was ich meine, ist
vielleicht nur ein Erzeugniß der Einsamkeit, wo das Leben Einem zu dicht und stark
an
den Ohren klopft. Es ist sehr merkwürdig, daß ich es grade am stärksten in
Glücksmomenten empfinde.
Ich freue mich auf ihre weiteren Bücher!
Heute nur eine Bitte: haben Sie nicht bemerkt, ob in der letzten Zeit von mir das
eine oder andere Feuilleton: »
Der Dichter des
Weibmysteriums« oder »
Weisse Fläche« in
der
N. freien Presse sichtbar gewesen ist? Man
erfährt niemals was direct von daher. Und ich habe Niemanden in
Wien, der mir darüber Auskunft gäbe. Sie sind doch Leser der
N. fr. Presse und ich wäre Ihnen sehr dankbar für
die Nachricht, ob das eine oder andere schon erschienen ist, oder bis
Ende
Mai erscheint, da ich das erstere
Feuilleton bald in ein
Buch aufnehmen will.
Also beste Grüße für diesmal. Kommt
bald was von Ihnen?
Ihre ergeb. Laura Marholm.