Richard Beer-Hofmann an Arthur Schnitzler, 19. 8. 1892

|Lieber Arthur! Sie wissen ja, wie schreibfaul ich bin, und wie sehr ich mir immer Zeit lasse.
Also vor Allem: Ich freue mich sehr, sehr sie auf ein paar Tage hier zu haben; mit Ihnen |werde ich freilich kaum gehen können; im Allgemeinen habe ich einen verdorbenen Sommer, schlechte Laune in xter Potenz, die erst jetzt etwas, nachlässt; gearbeitet |hab ich circa 15 (!) Druckzeilen – also – nichts. Ausser ein paar Gedanken, deren Wert äußerst problematisch ist, also ein verlorener Sommer. In den nächsten |Tagen werde ich voraussichtlich meine Pantomime an Sie senden, und Sie bitten, dieselbe durch Ihren Abschreiber copiren zu lassen, da ich sie möglicherweise in der nächsten Zeit an irgend einen Verleger| schicken werde.
Ihr »Märchen« und Ihre »Episode« habe ich bereits mehrfach verborgt; könnten Sie mir noch vor Ihrer Ankunft – denn die sich dafür Interessirenden reisen bald ab –
senden?
Frau Flegmann, die wie Sie wissen ein klein wenig litterarischen Salon treibt interessirt sich dafür; |ich würde die Sachen falls es nur Abschriften sind nicht verborgen, sondern vorlesen. »Das Gedicht« ist wie ich vom Kleinen Kraus (vide Salten) höre in der »Deutschen Dichtung« erschienen. Loris, der |wie es scheint gesellschaftlich zerrissen wird ist öfters hier, bei mir.
Bitte schreiben Sie mir wieder ein paar Zeilen, – und vor allem annonciren Sie Ihr Kommen. Bitte was macht Schwarzkopf, ich hörte traurige Nachrichten? Herzlichst Ihr
Richard
Ischl 19 Aug. 92
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