|Herrn Dr. Rich.
Beer-Hofmann
Kafka habe ich die letzten Tage nicht ge
sehn.
Das letzte Mal an un
serem
Vereinsabend, der nur einen Lichtpunkt hatte:
Bahr’s »
treue Adele« von
Bahr vorgele
sen. Er las entzückend.
Meixner las Parabeln von
Kafka und ein Gedicht
Liliencron sehr
schlecht vor.
Polland das
Kaffehaus von
Salten, Gedichte von
Loris,
Korff u mir unbe
schreiblich
ent
setzlich. Es i
st unmöglich,
sich von die
ser talentlo
sen Brüllerei einen Begriff zu
machen, we
nn man nicht dabei
|war. – Zum Schlu
ss wurde getanzt. Von mir nicht,
bitte. –
Blumenthal war hier, ich
sprach ihn. Er will Kürzungen und einige Aenderungen am
Mährchen. Einiges wird
sich wohl thun la
ssen; ich
habe mich
schon daran gemacht, und die
schöne Fremdheit, die mich vom
Märchen bereits tre
nnt, läßt mich die Dinge leichter vollbringen. Daß
Blumenthal auch den Titel des Stückes geändert haben möchte, i
st Cae
sarenwahn
sinn. Es i
st
ihm auch
schon
selb
st ein neuer eingefallen – er
|schrecken Sie nicht – »Die Vergangenheit.« Erke
nnen Sie
ihn!? Und noch i
mmer läßt man die er
st- und zweitgradigen
frei herum laufen, die doch nur dazu da
sind, um den dritt und viertgradigen das
Leben zu vermießen. –
Ge
stern hab ich mein neues
Stück begonnen. Außerdem schreibe ich
slowly,
lang
sam an meiner
Novelle. –
Fontane (Verlag) hat mich freundlich
st er
sucht, den
Anatol-Cyclus –
nicht einzu
senden,
|»da
sie kaum die Zeit finden dürften, meiner Sa
mmlung einen
sorgfältigen u energi
schen Vertrieb
angedeihen zu la
ssen
etc etc«
– Aus den »
Aveugles«
scheint wirklich was zu werden. Doch
soll dazu weder Pantomime noch
Abschiedssouper gegeben werden,
sondern »
l’Intrus«. – Zu den beiden ein Vortrag von
Bahr. Später
soll ein Pantomimen u Lu
st
spielabend arrangirt werden. Man kam mit dem
fait accompli
zu uns, das
|freilich meinen Beifall nicht hat. –
Loris schreibt viel,
Salten schreibt wenig. Die andern
seh ich gar nicht; das
Café Griensteidl exi
stirt für mich nicht mehr. –
Die Menschen enerviren mich. Manche mischen sich in meine
Privatangelegenheiten, und nie|manden gehen sie an.
Das Gesindel hat tausend Augen für Vorfälle, dafür taube Ohren für Einfälle. Aber mit
der Zeit wird sich die Menschheit wohl »ausschalten« lassen, wie? Einen Harfenisten
kann man aus dem Hofe weisen lassen, wenn er einen mit seinem Geklimper quält; wer aber befreit
mich von den – andern?
Ich will ver
suchen, ein Virtuo
se der Ein
samkeit zu werden. Eines
schönen Tages werden
alle Leute, die mich geniren,
|nicht mehr da
sein – und
werden es nicht einmal bemerken. So wollen wir die Unbequemen zu relativem Tod
verurtheilen: wir vom »großen Orden«! – Oder hätte Sie
Salten abrei
sen la
ssen, ohne Ihnen den großen Orden zu erläutern? –
Schreiben Sie mir bald, und möglichst viel, es muss doch ganz schön sein, wenn man einmal wo anders ist. Und dann, schreiben Sie –
wir erwarten es, wir – vom großen Orden. –
|Herzlichst Ihr
Arthur Sch