Lieber Freund, ich habe bei meiner Ankunft nur
die Hälfte des so bestimmt erwarteten Betrages erhalten und auf meine telegrafische Urgenz ist bis jetzt
noch nichts eingelangt, so dass ich wegen der Rückreise selbst in arger Verlegenheit
bin. Seien Sie mir deshalb nicht böse, wenn in der Sache eine Verzögerung von einigen
Tagen eintritt, ich empfinde das ohnedies peinlich genug und leide darunter, dass
auch unsere 2
te Bicycle Tour mit einem solchen Nachspiel endet. Sollte ich aber heute oder morgen noch das
Erhoffte bekommen, dann sende ich es Ihnen
sofort, wo
nicht,
gleich nach meiner Rückkehr nach
Wien. Das ist ganz sicher.
L. kam
hier
an voll Erbitterung und ich lebe schwere Tage. Irgend
|ein Mensch, – wer, das bringe
ich noch nicht heraus, – hat ihr in
Gmunden oder
Ischl erzählt, dass ich das erste mal in
Ischl war, ferner, dass ich voriges Jahr, als sie
hieherkam, auch in
Ischl gewesen, hat ihr sonst
allerhand Geschichten von Frau
Fr. ferner von Frl.
S. erzählt, –
kurz, Sie können sich denken wie das arme
Mädel zugerichtet war. So hatte ich hier zu thun, und habe es
noch, um alles wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Außerdem hat man ihr erzählt, wir seien in
Salzburg mit einer »
jungen chick↓e↓n Blondine«
»umhergelaufen«. Dass sie mir viel Tratsch über Sie,
Beer-Hofmann und mich mitgebracht, gehört
|wol mit dazu. Von
Kraus ist im
Familien-Journal eine Geschichte erschienen, »
Esplanade-Dichter«,
das sind
Beer Hofmann und Sie, und sollen
»Eure Affectationen und Posen« darin mit vielem Witz »gegeißelt« worden sein. Ich
habs nicht gesehen.
Bitte, sagen Sie an Hr. D
r Goldmann, er möge Ihnen die Adresse von
Bing oder
Bingen, das ist der
Japaner, mittheilen, und schreiben Sie mir nach
Wien, wo
hin ich ohnedies bald
einen Brief von Ihnen erwarte.
Mit vielen Empfehlungen an D
r G. herzlichst
Ihr
Salten