Arthur Schnitzler an Felix Salten, 10. 2. 1927

|Wien 10. 2. 927
lieber, ich dank Ihnen sehr für Ihre Karte. Glauben Sie nicht, dass ich weniger und dass ich anders Ihrer denke als in früherer Zeit. Dass ich so wenig sicht- u hörbar bin liegt zum Theil an der etwas complicirten (und zeitraubenden) Form den meine Existenz angenommen hat; und gar nicht daran, dss es mich nicht kümmern sollte, wie es Ihnen geht. Ich wußte dss Sie in Dresden im Sanatorium  sind; bei Zsolnays (zu Keyserlings Ehren) hört ichs zuerst, und eben erst sprach auch Benedikt, bei dem ich heute zufällg zu Mittag ass, davon, von Ihrer Arbeitskraft und allerlei sehr herzliches. Auch von dem weiten Wiederhall Ihres schönen Bambibuches weiss ich und dss Sie einen Roman schreiben. |Und habe neulich mit Ergriffenheit Ihr Feuilleton (dummes Wort) über Ihren Bruder gelesen. Und mit Vergnügen gehört, dass Annerl (wenn man noch so sagen darf) nun auch ein schauspielerisches Talent in sich entdeckt hat und als »Mitgefangne« von Helene Thimig in Deutschland herumreist. Bescheidene Stichproben von meinem Wissen um Sie. Ich hoffe, Sie ergänzen es bald. Wann kommen Sie wieder? Ich habe vorläufg keine Reise-Absichten. Also »klopfen« oder telefoniren Sie bald. Ich freu mich darauf Sie endlich einmal wieder ausführlicher zu sprechen. Von Herzen Ihr
Arthur
    Bildrechte © Wienbibliothek im Rathaus, Wien