Hochverehrter Herr Doktor!
Nehmen Sie meinen besten Dank für Ihre freundlichen Glückwünsche in beiden
»Belangen«!
Der literari
sche Vor-Erfolg – ich weiß recht gut, daß von ihm zum Enderfolg noch ein
weiter un
sicherer Weg zurückzulegen i
st – hat mich eigentlich weit mehr erfreut als
die Ernennung; denn die mußte ja doch, trotz
ange
stammter Hinderni
sse, einmal erfolgen, während ich, nach vergeblichen zähen
Kämpfen, deren Zeitlänge Ihnen bekannt i
st,
schon jede Hoffnung aufgegeben hatte, mit
einer meiner Komödien an’s Rampenlicht zu kommen. Daß das vom Schick
sal hiezu
be
stimmte
Stück kein
kün
stlerisch-be
sseres i
st, muß ich ach
selzuckend hinnehmen. Außerdem hat es durch die
mir vom
Berliner
Verlag abgeforderte Umarbeitung – ich habe einen neuen
letzten Akt verfaßt – an gei
stigem Inhalt noch eingebüßt, mag es auch bühnenwirk
samer
geworden
sein.
Gern schriebe ich eine oder die andere Komödie |nieder, die mir in freien Minuten durch
den Kopf geht: aber ich bin von Amtsarbeit derart erdrückt, daß mir die Zeit wie die
Konzentrationsmöglichkeit vollkommen mangeln.
Ich würde Sie, hochverehrter Herr Doktor, außerordentlich gern einmal aufsuchen und
würde mir zu jeder Stunde, die Ihnen genehm wäre, die Arbeit abschütteln.
Mit bestem Dank und vielen Grüßen verbleibe ich Ihr ergebener
DrRAdam