Robert Adam an Arthur Schnitzler, 15. 6. 1930

|Wien, am 15. Juni 1930

Hochverehrter Herr Doktor!

Nehmen Sie meinen besten Dank für Ihre freundlichen Glückwünsche in beiden »Belangen«!
Der literarische Vor-Erfolg – ich weiß recht gut, daß von ihm zum Enderfolg noch ein weiter unsicherer Weg zurückzulegen ist – hat mich eigentlich weit mehr erfreut als die Ernennung; denn die mußte ja doch, trotz angestammter Hindernisse, einmal erfolgen, während ich, nach vergeblichen zähen Kämpfen, deren Zeitlänge Ihnen bekannt ist, schon jede Hoffnung aufgegeben hatte, mit einer meiner Komödien an’s Rampenlicht zu kommen. Daß das vom Schicksal hiezu bestimmte Stück kein künstlerisch-besseres ist, muß ich achselzuckend hinnehmen. Außerdem hat es durch die mir vom Berliner Verlag abgeforderte Umarbeitung – ich habe einen neuen letzten Akt verfaßt – an geistigem Inhalt noch eingebüßt, mag es auch bühnenwirksamer geworden sein.
Gern schriebe ich eine oder die andere Komödie |nieder, die mir in freien Minuten durch den Kopf geht: aber ich bin von Amtsarbeit derart erdrückt, daß mir die Zeit wie die Konzentrationsmöglichkeit vollkommen mangeln.
Ich würde Sie, hochverehrter Herr Doktor, außerordentlich gern einmal aufsuchen und würde mir zu jeder Stunde, die Ihnen genehm wäre, die Arbeit abschütteln.
Mit bestem Dank und vielen Grüßen verbleibe ich Ihr ergebener
DrRAdam
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