Gertrud Rung an Arthur Schnitzler, 24. 5. 1925

Hochverehrter Herr Dr Schnitzler.

Dr Brandes dankt Ihnen ergebenst für Ihren freundlichen Brief. Wie Sie wahrscheinlich aus den Zeitungen erfahren haben, erkrankte Dr Brandes gleich nach seiner Ankunft hier an Bronchitis, und es sah für ein paar Tage recht ernst aus, aber glücklicherweise ist es gut gegangen, die Krankheit ist beinahe vorüber und Morgen |wird er, wenn das Wetter schön bleibt, spazieren fahren.
Mit Ausnahme der ersten Woche hat die Sonne jeden Tag von einem wolkenlosen Himmel niedergeschienen, und Salzburg hat sich in aller ihrer Schönheit dargeboten; die Stadt ist ja entzückend und ich hoffe, daß Dr Brandes bald im Stande sein wird kleinere Ausflüge zu machen und etwas von der Schönheit zu genießen.
Dr Brandes beauftragt mich Sie |zu sagen, daß auch für ihn war das Zusammensein mit Ihnen, hochverehrter Herr Doktor, eine große Freude, und daß er sich bei Ihnen außerordentlich wohl befunden habe. Er würde sich sehr freuen wenn Sie, wie Sie andeuteten, im Herbst nach Kopenhagen kämen.
Ich möchte gern die Gelegenheit benützen und Ihnen, verehrter und lieber Herr Doktor, vom Herzen danken für die schönen Stunden die ich bei Ihnen verbrachte.
Mit besten Grüßen von Dr Brandes undIhrer
 Gertrud Rung
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