Georg Brandes an Arthur und Olga Schnitzler, 3. 2. 1912

|* Expedié par
M Brandes
Monsieur Arthur Schnitzler
VienneAutriche

|Paris. Hotel d’Jéna 3 Febr. 12

Verehrter Freund, verehrte Freundin

Ihre lieben und schönen Portraits haben mich hier eingeholt, wohin ich geflohen bin um verschiedenen Festlichkeiten in Kopenhagen zu vermeiden. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass auch Sie, die ich so sehr schätze, an mich (bei dieser schmählichen tragikomischen Gelegenheit) gedacht haben.
Ihnen gegenüber ist mein Herz voll. On a eu l’idée saugrenue – da ich sowohl das Rathausfest wie einem von der Universität und den Schriftstellern veranstalteten ausschlug – einen Saal der Kgl. Bibliotek zu einem G. B.-Archiv zu verwandeln und mit meiner Büste zu versehen.
Da sollen idiotische Literaturhistoriker der Zukunft in meinen alten Liebesbriefen schnüffeln. Das soll mir Freude machen.
Glücklicherweise für Arthur S. halten wir noch immer dieselbe Distanz von 20 Jahren.
Ihr ergebenster  Georg Brandes
    Bildrechte © University Library, Cambridge