Richard Beer-Hofmann an Arthur Schnitzler, [zum 15.?] 5. 1906

An Arthur Schnitzler
    Alle Wege die wir treten
    Münden in die Einsamkeit,
    Nimmermüde Stunden jäten
    Aus, was wuchs, an Lust und Leid.

    Alles Glück, und alles Elend
    Blasst zu fernem Widerschein,
    Was beseeligend, was quälend,
    Geht – lässt uns, mit uns allein.

    Schritt ich eben nicht im Reigen?
    Und was traf, das traf gemeinsam!
    Bietet keine Hand sich? – Schweigen
    Sieht mich an – der Weg wird einsam.

    Ob ich stieg von Glückesthronen,
    Ob ich klomm aus Leidensgründen –
    Dort, wohin ich geh zu wohnen,
    Wird sich keines zu mir finden!

    Ein Erkennen nur, mit klaaren
    Augen, will mich hingeleiten:
    Dass, auch vorher, um mich waren,
    – Unerkannt – nur Einsamkeiten!
R. B-H.
Rodaun, Mai 1906
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