Hugo von Hofmannsthal an Arthur Schnitzler, 28. 6. 1904

|28 VI 1904.

mein lieber Arthur

im Grund bin ich froh, dassich Ihr schleichendes Übelbefinden, das mich besorgt gemacht hatte, in dieser verhältnismäßig harmlosen Form erklärt hat.
Aber dassich immer wieder etwas dazwischenstellt und diese kleinen Zusammenkünfte nicht will schneller aufeinander folgen lassen. Und doch |weiß ich unter allem, was das Leben mit sich bringt, fast nichts sschönes als ein Nachmittag wie der neulich, ein Gespräch, das manchmal in die tiefsten Tiefen untertaucht und sich dann wieder mit harmloser Freude an der Oberfläche hält, ein paar Lieder dazwischen, |der Spaziergang, alles das, fast unglaublich viel und schön und harmonisch.
Ich wollte folgendes vorschlagen: sind Sie Anfang nächster Woche vielleicht wohl genug, um an unserer Gesellschaft Vergnügen zu finden, noch aber zu schwach, um etwas zu unternehmen, so würden |wir sehr gern wieder zu Tisch hinüberkommen, und uns dann für den gleichen Tag gegen 6h zu Saltens ansagen, diesspaziergangsweise aufsuchen.
Vielleicht, wenn Ihr Befinden es erlaubt, schlagen Sie uns dazu telegraphisch einen Tag vor. Wenn nicht, so nicht.
Von Herzen Ihr
 Hugo
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