Arthur Schnitzler an Richard Beer-Hofmann, 5. 6. 1897

|Dr Arthur Schnitzler Wien IX. Frankgasse 1.
|Herrn Dr. Richard Beer-Hofmann

|5. 6. 97
Wien.
Lieber Richard, es hat mir leid gethan, Sie nicht mehr in Wien zu finden. Ich bin in keiner guten Stimmung, durch mein fortwährendes Ohrenklingen recht sehr enervirt. Trotzdem will ich zu arbeiten versuchen. Das scheint mir überhaupt ein miserables Zeichen, dass uns alles gleich (entschuldg Sie das »uns«) ein Hindernis fürs |Schaffen (entschuldigen Sie das »Schaffen«) bedeutet. – Eine Bitte an Sie. Wenn Sie dieser Tage einmal gar nichts zu thun haben, keine Novelle zu schreiben, keine Radpartie zu machen, so gehen Sie zum Leopold. Wir brauchen vom 1. Juli an zwei Zimmer. Und zwar: Mama ein großes, so gelegen, wie das, was sie in frühern Jahren hatte, mit einem Bett, in das1 man aber noch ein zweites Bett hinein stellen kann. Ich ein kleineres Zimmer, nur nicht sonnig!, Blick auf den Wald oder Wiesen, im selben Gebäude wie Mama. Event. gleiches Stockwerk, aber ja nicht nebenan! Lieber ein anderes Stockwerk eigentlich. Nur keines von den ekelhaften weißen Gschnaszimmern zu 10 fl., die Herr Leopold vor |zwei Jahren erfunden hat. – (Vielleicht auch komm ich schon vor dem 1. Juli.) –
Wie gehts Paula? Grüßen Sie sie von mir.
Schreiben Sie mir auch, was Sie machen. Wie behagt Ihnen das Bicycle?–
Von G. Hirschf.s Stück höre ich ja ausnehmend schönes. –
Hoffentlich ist Ihnen die Commission nicht unangenehm.
Herzlichst Ihr
Arthur.
  1. 1 (nicht ins Bett)
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