Richard Beer-Hofmann an Arthur Schnitzler, 30. 5. 1891

|Lieber Arthur!

Denken Sie mein Cousin hat auf mein Anrathen die alten Jahrgänge der »blauen Donau« gekauft und an Sonntag Nachmittagen, wenn ich frei bin lese ich Einzelnes daraus vor; Philisterpublikum zum größten Theil aber Publikum. Loris Gedichte, von Paul die Bleisoldaten und noch einige Kleinigkeiten, von Ihnen Gedichte, »Episode« und »Alkandi«. Die »Lieder eines Nervösen« kannte ich nicht. sie haben mir nie was von ihnen gesagt, und sie stehen auch nicht auf der Höhe der anderen. Episode ist merkwürdigerweise begriffen worden und hat gefallen |was ich zwei Cousins die Publicum waren nicht zugetraut hätte. Alkandi las ich spät Abends, und als meine Tante mich erinnerte daß es spät sei war mein Cousin derart wüthend über die Störung daß er einen halben Jahrgang »blaue Donau« zu Boden warf! »Die Macht der Poesie«. Wenn Sie glauben ich hätte viel Zeit zum Schreiben irren Sie; heute habe ich Kaserninspection und muß hier in der Kaserne sitzen, und übernachten, sonst käme ich nicht zum Schreiben. Wenn sie Lust haben schreiben Sie Ihrem
Richard
30 Mai 91
Daß Sie mir als Adresse Giselastrasse und nicht Ring angaben ist sehr hübsch von Ihnen; ich danke. Mein Brief und »Sie« werden sich auf der Stiege treffen.
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