Hans Pfitzner sendet Ihnen durch mich die Dichtung zu seine
↑rm↓ neuesten
↑ArbeitMusikdrama↓ »
Palestrina«, zugleich seinen ersten
dichterischen Versuch, und bittet Sie, als einen der ganz Wenigen, an dessen Urteil ihm gelegen ist, sie zu lesen.
Wenn er selbst sich nicht direkt an Sie wendet, liegt es zum Teil an seiner Ueberbürdung mit Arbeit (er iſt, wie Sie vielleicht wissen, Direktor der
Oper und des
Konservatoriums in
Straßburg und Leiter der
Orchesterkonzerte), zum Teil an einer gewissen Scheu dem Briefschreiben gegenüber, die er mit
*manchen seiner großen Kollegen gemeinsam hat, und
↑lieberwobei↓ er lieber seine »Jünger« ins Treffen schickt.
Pfitzner weiß, daß Sie seinen Schöpfungen Ihr Interesse nicht entsagt haben, wenn sie – leider viel zu wenig! – in
Wien zu hören waren. Vielleicht aber wissen Sie, sehr geehrter Herr Doctor, nicht, daß er zu Ihren wärmsten Bewunderern zählt; er hat sich unter anderm jahrelang mit Ihrem »
Parazelsus« beschäftigt und ich kann es nicht genug beklagen, daß seine Liebe für dieses eminent »musikalische« Werk sich nicht zu Musik verdichtet hat. Ich denke i
m̅er, einmal wird das noch werden.
Pfitzner hat seine
Dichtung – die Partitur ist erst in den allerersten Anfängen vorhanden – in ganz wenigen Exemplaren für Freunde drucken lassen. Er hat mich ermächtigt, Ihnen das meine zu senden und ich bitte Sie, es ruhig so lange zu behalten, als es Ihnen lieb iſt. Doch bittet mich
Pfitzner sehr,
↑seinedie Ueber↓sendung seiner
Dichtung als einen Akt des innigsten persönlichen Vertrauens aufzufassen und auch zu Freunden nicht drüber zu sprechen, ehe nicht auch der musikalische Teil der Arbeit vollendet ist.
Verzeihen Sie, sehr geehrter Herr, wenn ich Ihnen diese ein wenig drakonischen Besti
m̅ungen des
Meisters völlig ungeschminkt übermittle; allein ich bin es gewöhnt, mich seinen künstlerischen Wünschen unbedingt unterzuordnen und überzeugt, daß diese auch bei Ihnen das
*↑äußersteabsoluteste↓ Verständnis finden werden.
Ich begrüße Sie in herzlicher Bewunderung.