Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, 5. 9. 1931

Dr Arthur Schnitzler 5. 9. 1931.

Lieber Hermann.

Ich lese, dass Dein »Konzert« jetzt als Tonfilm erscheint, nachdem es vorher, so weit ich mich erinnere, auch schon als stummer Film zu sehen war. Ich möchte nun gern wissen – falls es Dir nicht unbequem ist mir darauf zu antworten – ob, resp. welche Ansprüche die seinerzeitigen Verfertiger des stummen Films an Dich gestellt haben. Ich erlebe es in jedem einzelnen Fall, so mit »Liebelei«, »Anatol«, »Fräulein Else«, dass sich die seinerzeitigen Verfertiger der stummen Fassung freundlich-erpresserisch gebärden, in welcher Haltung die Leute durch allerlei Gesetze, Auffassungen, Bestimmungen – auch insoweit sie nicht vorhanden sind – mehr oder weniger unterstützt werden.
Wolltest Du mir bei dieser Gelegenheit auch sonst ein Wort über Dich und Dein Befinden sagen, so wird es mich herzlich freuen.
Mit vielen Grüßen und der Bitte mich deiner verehrten Gattin zu empfehlen
Dein
Arth
Herrn Hermann Bahr,
München.

    Tonfilm erscheint] Die Verfilmung durch Leo Mittler lief bereits seit 28. 8. 1931 in den Wiener Kinos.

    stummer Film] The Concert (1921), Regie Victor Schertzinger, von demselben neuerlich unter dem Titel Fashions in Love (1929) als Tonfilm realisiert.

    Liebelei] Erstmals verfilmt 1914 (Elskovsleg, Regie Holger-Madsen und August Blom). Ab 1921 Verhandlungen über eine Neuverfilmung, vgl. Arthur Schnitzler: Filmarbeiten. Drehbücher, Entwürfe, Skizzen. Hg. Achim Aurnhammer, Hans Peter Buohler, Philipp Gresser, Julia Ilgner, Carolin Maikler, Lea Marquart. Würzburg: Ergon 2015, S. 101–103. Neuerliche Verfilmung 1927 (Regie Jakob und Luise Fleck).

    Anatol] The Affairs of Anatol (1921), Regie Cecil B. DeMille. Zu dem Plan einer neuerlichen Verfilmung, die nicht realisiert wurde, gibt es Hinweise in Schnitzlers Tagebuch zwischen 3. 11. 1930 und 4. 5. 1931.

    Fräulein Else] Fräulein Else (1929), Regie Paul Czinner