es freut mich so, dass ich wieder einmal von Ihnen einen Brief beko
mme. – Zuletzt habe ich Sie im September gesehen – aber Sie mich nicht – bei der Première der
Dame Kobold. Sie standen neben Ihrer kleinen großen
Tochter, mir zugekehrt. Ich war auf der Gallerie und ich sah Sie mit dem Opernglas an. Wie inhaltsvoll und freundlich war mir Ihr Gesicht! Wie wenn ich ein Buch von tausend Seiten, dessen Inhalt ich aber gut kenne – in einem Augenblick überblättert hätte.
Wie gerne würde ich Sie manchmal sehen, lieber Arthur. In die Stadt komme ich fast nie. Ich behalte das kleine Absteigquartier so lange man mirs lässt, aber ich beheize die Wohnung nicht mehr, betreibe sie nicht mehr, halte dort keine Bedienerin. Ich kann das alles nicht mehr. Ich bin durch den Marksturz in eine fast unhaltbare materielle Situation geraten. Aber davon will ich Sie durchaus nicht unterhalten. – Wenn es im März freundlich ist, dann möchte ich einmal vormittag zu Ihnen kommen, mit Ihnen spazierengehen u. bei Ihnen essen. Ich weiss ja dass es Sie beschwert, hier herüber zu fahren! –
Mit
Strauss würde ich sehr ungerne über die
Opernsache reden – aber mit
Schalk gerne wenn Sie wollen (obwohl es eben so aussichtslos ist da ich den Standpunkt kenne und die enormen Argumente die man für ihn geltend machen kann) – nur möchte ich abwarten, bis
Schalk die schwere Sorge um seine
Frau los ist, die seit Wochen höchst elend darniederliegt mit einer Gelenksentzündung.
Adieu, lieber Arthur.