Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, 7. 2. 1921

Dr Arthur Schnitzler 7. 2. 1921.

Lieber Hermann.

Am 20. Feber feiert Popper-Lynkeus seinen 83. Geburtstag. Das fängt wie ein Aufruf an, aber es ist nur eine Bitte. Es wäre von einiger Bedeutung, insbesondere mit Rücksicht auf die bevorstehende Ausgabe der Popper-Lynkeu’schen Werke im Verlag Kola, wenn an diesem Tag von einigen führenden Geistern die rechten Worte über ihn gesagt würden. Man hat mich gebeten Dich zu fragen, ob Du vielleicht in Deinem Tagebuch (der 20. Feber ist gerade ein Sonntag) über Popper-Lynkeus, den Du ja, wie ich weiss, liebst und verehrst, schreiben wolltest. Wäre Dir diesmal irgend eine andere Form, ein anderer Rahmen genehm, so steht es natürlich ganz bei Dir. Es wäre von hohem Wert (wie ich glaube auch für den Elan des Verlages), wenn Du am 20. Februar unter denen nicht fehltest, die ein paar Worte über das Werk und das Wesen von Popper-Lynkeus sagen wollten.
Ich höre, – und lese es auch aus Deinem Tagebuch heraus, dass Du Dich wohlbefindest. Hoffentlich habe ich doch bald wieder Gelegenheit mich auch persönlich davon zu überzeugen.
Mit herzlichen Grüßen
Dein
Arthur

    20. Feber] Eigentlich am 21., wobei die Unsicherheit über den genauen Geburtstag in der Presse verbreitet war.

    Ausgabe] Eine Werkausgabe erschien nicht, nur ein neuer Titel: Josef Popper-Lynkeus: Krieg, Wehrpflicht und Staatsverfassung. Wien, Berlin, Leipzig, München: Rikola 1921.

    Verlag Kola] Gemeint ist der Wiener Verlag Rikola, der von Richard Kola Ende 1920 mit Unterstützung Schnitzlers gegründet wurde und für den in der Folge auch Bahr tätig wurde.