ich fühle nach den Berichten u. allem was man ſo hört daſs der
Luſtſpielabend ſehr gut gegangen iſt, trotz mittelmäßiger Schauſpielerei, und daſs auch andere, Repriſen-abende
ſehr gut gegangen ſind und daſs überhaupt, wenigſtens in dieſem Betracht, eine gute Zeit für Sie iſt, und ich freue mich darüber ſo herzlich als ich nur kann. Sie ſind faſt der einzige höhere Schriftſteller, der ſich wirklich ein Publicum, was ja ganz etwas anderes
*iſt, als eine Gemeinde, zuſa
m̅engebracht hat, und dies ſowohl hier als in
Deutſchland – und hier insbeſondere ſcheinen mir manchmal Ihre Arbeiten, wenn ich darüber nachdenke, wirklich die einzigen zu ſein, durch deren Aufführung überhaupt ein höheres Theaterleben mit dem Character der Gegenwärtigkeit noch beſteht.
Warum, nebſt allem übrigen Unheil, auch die Schauſpielkunſt in
Wien ſo herabko
m̅en muſste, daſs ein Menſch wie ich kaum zweimal
*im Jahr ſich überwinden kann in eines dieſer Theater hineinzugehen – das bleibt unerfindlich. Mit »ein Menſch wie ich« meine ich einen Menſchen, der
gern ins Theater geht, den ein guter Characterſpieler intereſſiert, ein wirklicher Volkskomiker entzückt, ein leidliches Zuſa
m̅enſpiel feſſelt, alles was nicht ganz platt u. plump u. übel provinciell iſt, noch anzieht! Und wohin iſt überhaupt das
Wieneriſche an dieſen
Wiener Bühnen geko
m̅en? Und wo iſt irgend ein beſti
m̅ter Geſchmack,
*irgend eine Intention, irgend eine Richtung? Was iſt das für eine grauenvolle Confuſion, für ein Sa
m̅elſurium anſtatt eines Repertoire! Dies alles iſt freilich nur ein Detail in einer finſtern Epoche – aber wie könnte man ſich freuen, wenn man über dieſer Scheinwelt nur einigermaßen mit Luſt die wirkliche vergeſſen könnte.
In den »
Casanova« gehe ich natürlich ſobald meine rheumatiſchen Füße mich ſo weit tragen. Ich habe böſe 9 Wochen hinter mir, dies iſt das letzte
residuum.
PS. Über Oſtern ſind wir in
R.