Verehrter Herr Doctor, erst gestern Abend bin ich dazu geko
mmen Ihre
Komoedie zu lesen – in einem Zug, da sie mich amusiert hat; technisch ist sie auch nicht übel – aber im ganzen ist es dann eine etwas grobe und in ihrer Accentuiertheit unwahrscheinliche und recht willkürlich wirkende Sache, mit der nicht übermäßig
viel dichterische Ehren aufzuheben sind. I
mmerhin ist sie spielbar und ich denke,
Residenzbühne oder
Neue Bühne würden sich gegen den Versuch nicht wehren. Daß Sie jede einzelne Figur persönlich kennen, will ich gerne glauben – und jede einzelne wirkte am Ende, in irgend ein andres Stück gestellt, lebendig wirken; – so auf einen Fleck zusa
mmengebracht, in theatralische Beziehungen
zueinander, zweifelt man gelegentlich auch an ihrer Lebenswahrheit. De
nn nichts ist rachsüchtiger als die Kunst – bis zur Ungerechtigkeit! –
Seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrem Sie sehr hochschätzenden
Arthur Schnitzler