mein lieber Hugo, Sie sehen: wir sind schon übersiedelt
– und das sind auch schon wieder fast drei Wochen her, natürlich gings recht allmälig, und auch jetzt sind wir noch nicht in völliger Ordnung. Aber mein Arbeitszimmer ist längst so wohnlich, dass es kaum einen rechten Grund gibt das Stückeschreiben länger hinauszuschieben. Übrigens war ich zweimal fort
, auf dem
Semmering, mit
Olga u
Heini, knapp vor dem Umzug; und jetzt wieder ein paar Tage allein auf dem
Semmering, viel mit
Brahm zusammen; mit Frau
Jonas, mit
Kainz (der, we
nn alles gut geht, bald wieder eine neue Rolle von mir spielen dürfte.) Von
Semmering aus hab ich eine Fußpartie
gemacht (denken Sie, mein Rad hab ich – verschenkt . . ), über den
Sonnwendstein, ins
Otterthal, über
Kirchberg,
Aspang nach
Mönichkirchen – etwas ganz besonders schönes, von
oesterreichischer Unberühmtheit; ich hatte mich jahrelange gesehnt, es kennen zu lernen, so dass es ein Witzwort unsres Hauses, besonders
Heinis zu werden anfing; – und als ich es endlich, nach etwa zehnstündiger Wanderung erreichte, – gab es kein Bett im ganzen Ort, so dass ich gleich wieder hinunter fahren mußte – (was in jüngern Jahren gewiss symbolisch empfunden worden wäre.)
Ich hoffe wir reisen heuer doch noch einmal weg, gegen Ende August, –
St. Gilgen vielleicht, oder
Ischl, aber kaum auf lang, da die
Medardus Proben sehr früh beginnen dürften. Es wäre wirklich schön, wieder einmal ein paar So
mmertage miteinander zu verleben; aber dass man sich in
Wien so selten, ja nahezu schon gar nicht sieht, ist wahrhaftig nicht meine Schuld allein. Erstens reisen Sie viel zu viel – und we
nn Sie von
Rodaun nach
Wien ko
mmen, erfährt man es doch meistens nur ganz zufällig oder gar nicht. Entschließen Sie sich doch wieder öfter telegrafisch oder sonstwie sich anzusagen oder anzufragen – da
nn sollen Sie mich ke
nnen lernen! Eine historische Berichtigung:
Welsberg ist nicht
4, sondern 3 Jahre her – auch lang genug! Haben Sie meine Karte aus
Glion beko
mmen – was 12 Jahre her
ist! – Man ka
nn den Feuilletonisten nicht Unrecht geben: die Zeit verrinnt . . .
Schönen Dank für die gemeinsame Karte mit
Friedmanns, u Grüße auch an diese sowie an Sie u
Gerty von uns
Beiden. Herzlichst Ihr
A.