Albert Ehrenstein an Arthur Schnitzler, 22. 11. 1909



*XVI. Ottakringerstr. 114.  22. XI. 09.

Sehr geehrter Herr Doktor,

Herr Alfred Polgar, dem ich, wie Sie wiſſen, Arbeiten unterbreitete, fand großen Gefallen an denſelben und ſchickte mir, der ich ihn übrigens nicht perſönlich kenne, eine in ſchmeichelhafter Weiſe abgefaßte Empfehlung – aber zu meiner Überraſchung an Herrn Profeſſor Bie für die N. Rundſchau. Ich konnte nicht umhin, von derſelben Gebrauch zu machen (ſchon um das mir entgegengebrachte Wohlwollen nicht zu kränken), obwohl ich in erſter Linie, die Rundſchau und Herrn Profeſſor Bie betreffend, auf die *von Ihnen mir freundlichſt in Ausſicht geſtellte Fürſprache bei letzterem rechne. Vorgeſtern ſandte ich 6 Skizzen (Saccumum, Mitgefühl, Die alte Geſchichte, Tubutſch, Baber u. Tai-gin) an Herrn Profeſſor Bie.
Nun weiß ich nicht, ob Sie, ſehr geehrter Herr Doktor, ſchon in Berlin waren und die Liebenswürdigkeit gehabt haben, meinen Skizzenband »Zuſchauer und Tyrannen« – den ich Ihnen vor etwa 14 Tagen mit einem Begleitſchreiben zukommenließ – oder eine ſtrenge Auswahl meiner Novelletten Ihrem Verleger zu geben, oder ob dies noch bevorſteht?
Jedenfalls möchte ich Sie höflichſt *bitten, nicht bloß bei dem Herrn Fiſcher, ſondern, wenn es angängig iſt, auch bei dem Herrn Profeſſor Bie für mich zu wirken.
Für Ihre gewiß erfolgreichen Interventionen im Voraus dankend, bin ich mit dem Ausdrucke vorzüglichſter Hochachtung
Ihr ergebenſter
Albert Ehrenstein.
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    Zuschauer und Tyrannen] Unter diesem Titel veröffentlichte er keine Novellensammlung, doch ist in seinem Nachlass ein Entwurf der dafür vorgesehenen 19 Novellen überliefert.