Hugo von Hofmannsthal an Arthur Schnitzler, [14. 1. 1907]

mein lieber Arthur

es ist mir natürlich äußerst zuwider, gerade Ihnen auf einen directen Wunsch »nein« zu sagen, aber das geht absolut nicht
1.) (und das dürfte schon hinreichen) bin ich 2te Hälfte Februar fort
2.) habe ich mir präcis vorgenommen, wohl noch Vorträge zu halten nie mehr aber versammelten Schweinen meine schönen Werke vorzulesen
3 würde ein öffentliches Lesen (wenn auch zu wohlthätigem Zweck) die Demonstration die in meiner jetzigen kl. Veranstaltung liegt (Hinauswurf von Presse und Premièrenpack) geradezu auf den Kopf stellen.
Ihr
Hugo.

    zu wohlthätigem Zweck] Am 10. 2. 1907 lasen Jakob Wassermann seinen Aufsatz Das Los der Juden, Richard Beer-Hofmann Gedichte (darunter Schlaflied für Mirjam), Felix Salten seine Novelle Der Ernst des Lebens sowie Schnitzler Lieutenant Gustl vor.

    kl. Veranstaltung] Am 17. 1. 1907 hielt Hofmannsthal den Vortrag Der Dichter und diese Zeit im Kunstsalon Miethke vor geladenen, zehn Kronen zahlenden Gästen.