lieber Richard, eigentlich hab ich mir gedacht, daſs das viele unverſtändige u perfide, das Sie nun leſen mußten (mußten?), Sie kühler gelaſſen hätte – aber es ſcheint wirklich: auf etwas gefaſſt ſein hilft uns i
m̅er nur ſo lange als es nicht da iſt. Mir war am zuwiderſten
Polgar, der mir nebſtbei Talent zu haben ſcheint und gut ſchreibt, – und der ſich zum Schluſs, in ſeiner Sehnſucht
*nach dem gemeinen Kerl, ſo anmutig verräth. Er hat doch bisher ſo ſelten vergeblich gelechzt; – man dürfte ihm ſagen: Warum in die Ferne ſchweifen? Ach das gemeine liegt ſo nah. Auch er gehört übrigens zu denjenigen, denen man doch einmal Zeit gö
n̅en ſollte – meinetwegen 12 Jahre, damit ſie ungeſtört ihren
Grafen von Charolais oder auch nur die 10 ſchönen Verſe dichten können – da
n̅ würde man doch
*ſehen, was herausko
m̅t . . . mit Bildung und Fleiß und Willen . . . .
– Was mich nicht hindert, mich dem Wunſche mancher andrer anzuſchließen, daſs Sie bald was neues anfangen –; wohl aus andern Motiven wünſch ich das, als die manchen andern; aber ich wünſch es ſehr. Vor allem darum weil Sie da
n̅ die Empfindung hätten, daſs die Leute, die über den Dichter des
Charolais ſchreiben, eigentlich nicht mehr über Sie, ſondern über
*einen andern ſchreiben, und
↑dases↓ iſt Einem, ich verſichre Sie,
dan̅ ziemlich gleichgiltig, – was die Leute über einen andern ſchreiben.
– Heute erſt hab ich wieder Ihren Grund bewundert. Frl.
Erl, die mit uns war, ſagte: Wieſo ist er ihm noch nicht weg gekauft worden? –
Ko
m̅en Sie bald, vielleicht zu Tiſch? Ich dictire jetzt manchmal Nachmittag alſo wärs mir lieb, we
n̅ ich früher von Ihrem Ko
m̅en unterrichtet
*wäre. – Vormittag ſpielen wir 3mal
Tennis, was mir enorm viel Vergnügen macht. Müſſen Sie auch, ſobald Sie
Währinger geworden ſind.
Wir grüßen Sie
beide und die
Kinder.
Olga war von Ihrem Brief ſo ergriffen, daſs ſie eine Thräne im Augenwinkel hatte. Ich ſage nichts als: dos is e Dichter. Aber ich hab mich ſehr gefreut. Warum »aber«?