lieber, hier, wo wir vor einem Jahr zusammen gesessen
sind – es ist ein Jahr fast auf den Tag genau – finde ich Ihren lieben Brief. Erinnern Sie sich? es war an dem schönen Tag, wo wir im
Stubaithal waren und ich Ihnen Complimente gemacht habe, wir dann in
Windischmatrei Forellen gegessen haben und die
Lisl aus
Berlin geschrieben hat, daß der
Goldmann ihr kein Geld leiht.
Wir haben ein paar sehr schöne Tage in
Italien verbracht, das
Ampezzo-thal hinunter bis
Vicenza und durchs
Val sugana zurück. So schön ist dieses Land!
Trotzdem werde ich nicht mit Ihnen um den 10
ten August in diese Gegenden fahren. Ich werde um den 10
ten August in
Weimar sein. Die Einladung dazu geht direct von der
Erbgroßherzogin aus, indirect von
Kessler, der an diesem kleinen Hof seit einiger Zeit eine nicht recht definierbare Art von Intendantenstellung einnimmt. Sie wollen meinem Hinkommen zu Ehren dort auf dem kleinen Naturtheater in
Belvedere – auf welchem
Goethe den
Orest spielte – den
Tod des Tizian von den hübschesten Hofdamen und Pagen – wirklichen Pagen – spielen lassen. Es macht mir natürlich Spaß, auch kenne ich
Weimar gar nicht. –
Das nähere darüber und über sonstige Pläne mündlich.
Wir gehen noch für 10–12 Tage an den
Grundlsee.
Grüße für
Olga und
Heinrich das Kind. Es war absolut unleserlich, welches
(französische??) Buch Sie auf der Reise sehr genossen haben.