Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, 26. 10. 1901

lieber Hermann,

ich danke dir sehr für dein neues Buch. Die Titelnovelle hat mich besonders interessirt; du hast vielleicht bemerkt, dass in der Erzählg des Puppenspielers von dem Mann in der Eissnbahn ein ähnliches Thema leicht angerührt ist. In dem Gespräch »Räuber u Mörder« erzählst du ganz flüchtig eine Geschichte, die mir ein geborner Schwank scheint: von dem Hofrath, der dem Dieb bietet, ihn nicht anzuzeigen. Wäre ich der liebe Augustin, so redete ich dir zu, die Scene zu schreiben. –
Manches hab ich schon gekannt, und mit Vergnügen wieder gelesen. Lieb ist die Pantomime. Wird sie wer componiren?
Ich grüß dich herzlich
dein
Arthur
26. X. 901
    Erwähnte Personen: Arthur SchnitzlerHermann BahrFelix SaltenErwähnte Werke: Hermann Bahr: Wirkung in die Ferne und Anderes (1901) – Hermann Bahr: Wirkung in die Ferne (15. 4. 1900) – Arthur Schnitzler: Der Puppenspieler (31. 5. 1903) – Arthur Schnitzler: Marionetten. Drei Einakter (1906) – Hermann Bahr: Räuber und Mörder (3. 6. 1900) – Hermann Bahr: Die Pantomime vom braven Manne (11. 2. 1893) – Magazin für die Literatur des Auslandes (1832–1915) — Erwähnte Orte: WienJung-Wiener Theater zum Lieben AugustinErwähnte Institutionen: Wiener VerlagNeues Wiener TagblattS. Fischer Verlag

    Buch] Hermann Bahr: Wirkung in die Ferne und Anderes. Wien: Wiener Verlag 1902.

    Titelnovelle] Wirkung in die Ferne, zuerst erschienen in: Neues Wiener Tagblatt, Jg. 34, Nr. 103, 15. 4. 1900, S. 79–85.

    Mann in der Eissnbahn] Arthur Schnitzler: Marionetten. Drei Einakter. Berlin: S. Fischer 1906, S. 18–19.

    Räuber u Mörder] Räuber und Mörder, zuerst erschienen in: Neues Wiener Tagblatt, Jg. 34, Nr. 151, 3. 6. 1900, S. 2–3.

    liebe Augustin] von Salten geleitetes Kabarett

    Pantomime] Die Pantomime vom braven Manne, zuerst erschienen in: Das Magazin für Litteratur, Jg. 62, Nr. 6, 11. 2. 1893, Sp. 93–95.

    componiren] Vgl. Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, 24. 8. 1918