Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, [14. 3.? 1901]

mein lieber Hermann, es handelt sich um nichts wichtiges; vielleicht kann ich also Dienstg Vormittg zu dir – ohne dich im geringsten zu binden. Eines kann ich dir vielleicht gleich hier sagen, wobei ich dich bitte, gelegentlich zu Bukovis davon zu reden.
Mein Einakterabend wird bestehen aus »Literatur«, einem andern, der halb fertig ist ziemlich phantastisch und einem dritten – den ich noch nicht begonnen habe. –
Dagegen soll Marionetten (das hier bestimmt gut wirken wird, in guter Darstellung) da es doch als sagen wir Literatursatire nur einen kleinen Kreis interessiren kann) lieber an dem Abend gegeben werden, wo der Kakadu aufgeführt wird. Also irgend was von einem andern (man sprach mir von »Fastnacht«) dann Kakadu, am Schluss Marionetten.
Nun, darüber und über einiges andere nächstens.
Viele herzliche Grüße
dein
ArthurSch
    Erwähnte Personen: Arthur SchnitzlerHermann BahrEmerich von BukovicsErwähnte Werke: Arthur Schnitzler: Literatur (1901) – Arthur Schnitzler: Die Frau mit dem Dolche (1901) – Arthur Schnitzler: Die letzten Masken (1901) – Arthur Schnitzler: Marionetten. Drei Einakter (1906) – Arthur Schnitzler: Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt (1. 3. 1899) – Richard Jaffé: Fastnacht (1900) — Erwähnte Orte: Wien

    Mein Einakterabend wird bestehen] Zur Vorgeschichte, die sich Ende Februar ereignete, vgl. den Brief Schnitzlers an Emerich von Bukovics, 11. 12. 1901, in Briefwechsel Bahr/Schnitzler 219–220

    andern, der halb fertig ist ziemlich phantastisch] Durch »phantastisch« scheint auf Die Frau mit dem Dolche Bezug genommen zu sein, wobei die Niederschrift erst zwischen Mai und August datierbar ist.

    dritten] Vermutlich Die letzten Masken. Seit 12. 3. 1901 lag der Stoff als Novelle abgeschlossen vor, und am »24. 4.?« (Cambridge University Library, Schnitzler, A 80) versuchte Schnitzler, ihn dramatisch zu bearbeiten.