Arthur Schnitzler an Hugo von Hofmannsthal, 29. 9. 1899

Freitag 29. 9.

mein lieber Hugo, das geht schon so mit den Stücken. Am leichtesten sind sie wenn sie einem grad einfallen, – da sind sie beinah fertig. Über meines will ich nichts sagen – mein Vertrauen wechselt; das höchste und wohl auch das höhere ist mir nun einmal versagt; ich will für die Momente dankbar sein, in denen ich eine gewisse innere Fülle empfinde.  –
Ich bleibe hier noch bis zum Dinstag, fahre dann nach Berlin (Hotel Savoy, bitte schreiben Sie mir hin)
– Die paar Tage mit Beatrice (München, Nürnberg) waren ziemlich, ja ganz ungestört; eigentlich wirklich hübsch. Seit zehn Tagen hab ich erst einmal, ganz flüchtig von ihr gehört. – In Frankfurt freute ich mich Paul Goldm in sozusagen glücklichrer Stimmung zu sehn als je. – Hier leb ich ganz allein, in einem schönen, angenehmen Hotel, bin heut (immer schlechtes Wetter) zum ersten Mal geradelt; arbeite nicht wenig; habe natürlich zuweilen Stunden von einer unbeschreiblichen Traurigkeit. Ich glaube, ich werde immer mehr arbeiten, solang’s eben geht.
Von Herzen Ihr
Arthur.