Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, 1. 12. 1898

Lieber Hermann, ich danke dir herzlich für deine freundlichen Glückwünsche. Den »Kakadu« hat die Freie Bühne schon (»Die Neue Deutsche Rundschau« mein’ ich); er soll, während der Recurs wegen der Freigabe im Gang ist, an der »Freien Bühne« in Berlin aufgeführt werden. Jedenfalls ist nun mein ganzer Einakter Abend hinausgeschoben. So ist es vorläufig noch verfrüht, dir von der »Gefährtin«, einem dieser Einakter, zu reden, den ich keineswegs vor der Aufführg erscheinen lassen möchte, den ich aber bisher noch nicht vergeben habe. – Du hoffst meine Kosmopolis-Honorarforderungen durchzusetzen – das wäre sehr schön – denn die Kosmopolis ist verkracht und schuldet mir ungezählte Mark. Also versuch’s.
– Auf baldige Gratulationsrevanche im Volkstheater.
Herzlichen Gruss. Dein
Arthur Sch.
Wien 1. 12. 98

    Freigabe] Nachdem das Stück am Burgtheater am 1. 3. 1899 zum ersten Mal gegeben worden war, wurde es in der Wiener Einrichtung (Umbenennung einer Figur, Kürzung von Freiheitsrufen) in Berlin erneut der Zensur eingereicht und diese »hat soeben das Stück in dieser Form zur Aufführung freigegeben« (Berliner Tageblatt, Jg. 28, Nr. 136, 15. 3. 1899, Morgen-Ausgabe, S. 3).

    verkracht und schuldet mir ungezählte Mark] Cosmopolis erschien mehrsprachig und monatlich, zum ersten Mal im Januar 1896, zum letzten Mal im November 1898. Zum finalen Heft hat Schnitzler Paracelsus (Bd. 12, H. 35, S. 489–527) beigesteuert.

    Gratulationsrevanche] Premiere der ersten Wiener Inszenierung von Der Star am 10. 12. 1897