Mein lieber Hugo, heut vor der Probe hat mir
Brahm Ihren Brief gegeben; er hat mir große Freude gemacht. Von dem
Vermächtnis hab ich nicht viel Spass; die Sache ist die: Das Stück ist nur solang gut, als die »Heldin« nicht auf der Bühne ist. Erster Akt – und der dritte wieder, sobald sich das Frauenzi
mmer ins Wasser stürzt. Da sind alle übrigen Figuren wie von einem Bann befreit, nachdem dieses Gespenst angebracht ist, und reden vernünftige, lebendige, menschliche, nahezu schöne Sachen. – Dabei ist mir heute passirt, während der Probe, dss mir das
Stück ganz neu, in 5 Akten, dramatisch eingefallen ist. Wär ich anständg, so zög ichs zurück, wie es jetzt ist.
Ich freu mich auf Ihre
venez. Comödie; so wäre ja der Theaterabend fertig. In
Wien find ich Sie schon; ich ko
mme wohl Mitte nächster Woche.
– Mein Ohr stört mich wieder mehr als je. Solch schleichende, immer gegenwärtige u unaufhaltsame Dinge in uns sind doch die perfideste Art, wie Alter und Vernichtung sich ankündigen.
Leben Sie wohl. Das mit dem
Thurm war ja nur ein Spass. Ich hab ja gar kein Recht, Ihnen einen
Thurm zu schenken, der in
Bologna steht. Und was für Scherereien hätten Sie an der Grenze!