Arthur Schnitzler an Hugo von Hofmannsthal, 23. 7. 1898



*Bad Gastein 23. 7. 98
Mein lieber Hugo, ich riskir noch ein paar Zeilen nach Czortków – Sie wiſſen ſchon, dſs ich bei Ihren Eltern war, die von viel Herzlichkeit gegen mich waren. Ich hab mich ſehr gefreut. Die Sp. Mädeln haben mich herumgeführt und mir die Stätten gezeigt, wo Sie gedichtet haben – es war nur wenig Zeit, die Weil*guniſche table d’hôte drohte – und ſo kam eine rührende Haſt über die Geſchöpfe. Es iſt was hübſches um dieſe kleinen Unſterblichkeiten – über die großen werden wir nicht ſo gemütlich plaudern können; fürcht ich; es wird zu ſpät ſein. –
Herrliches Wetter hab ich überall; hier ganz beſonders. Montag fahr ich nach Salzburg. Warten Sie *jedenfalls eine neue Nachricht ab, bevor Sie mir ſchreiben. Auf Richard ſcheints werden wir verzichten müſſen – doch Sie allein werden ihn ſpäter haben, geht aus einem eiligen Brief von ihm hervor. –
Gearbeitet hab ich nichts; doch iſt trotz allem, was bedrückt, eine gewiſſe Fülle in mir, ja ſogar die Neigung dieſer Fülle, ſich zu *ordnen.
Ich hoffe Sie köen mir bald ſagen, wie es Ihnen oder vielmehr daſs es Ihnen beſſer geht. Was werden Sie ſchreiben. In mir iſt der Streit zwiſchen dem Stück und dem Roman noch nicht entſchieden.
Leben Sie wohl – ich ſende den Brief doch lieber nach Mödling; möge er Sie heiter u. herzlich begrüßen.
Ihr
Arthur.
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