Richard Beer-Hofmann an Arthur Schnitzler, 12. 5. 1897

Ischl. 12/V 97

Lieber Arthur! Ich habe einen recht starken Luftröhrenkatarrh gehabt (war auch bei Ihrem Schwager) und bin deshalb, (Luftveränderung) und auch um für P. Wohnung zu suchen am 7/V hieher gereist; übermorgen fahre ich wieder nach Wien zurück. Anfangs Juni komme ich dann wieder mit Papa hieher – in unsere alte Wohnung im Egelmoos. P. wohnt schon hier in einem kleinen Zimmer, in einem kleinen Haus und ist recht lieb und gut. – (Sie werden jetzt lächeln und dieselbe Zärtlichkeit bei sich suchen und finden – außer Sie sind ein gottverlassenes Scheusaal)1 Über Ihr und Goldmanns Schicksal bei dem Brandunglück hab ich mir keine Sorgen gemacht. Von Goldmann wußte ich daß er noch nicht in Paris war, – ich sprach am selben Tag telefonisch mit Ihrer Mama, und daß Sie nicht zu dergleichen Dingen gehen war mir bekannt.
– Wahrscheinlich sind Ihnen aber bei diesem Anlasse alte (»Ihrige«) oder auch neue Novellenstoffe von Hinterbliebenen eingefallen; auch die Notwendigkeit des Testaments machen wird sehr deutlich. –
Paul Goldmann wird – da er ja immer aus allen Ereignissen wie die Biene den Honig saugt – aus der Tatsache daß ich Ihnen schreibe, irgendwelche Schlüße auf mein Verhältniß zu ihm ziehen, und erklären »Siehst Du, Dir schreibt er«! Dann folgt Ihr Beruhigungsversuch; dann sagt Paul sehr großartig resignirt: »Laß das Kinderl – ich weiß ja– –! Ja – ja!« Sollte er aber die Gemeinheit der Gesinnung soweit treiben, daß er sich vor Aufregung auf den eigenen Fuß tritt, – »Pardon« ruft und ein Erdbeben markirt, – dann schimpfen Sie ihn gehörig in meinem Namen zusammen. –
Wann kommen Sie? –
Was macht Paul im Sommer?
Herzlichst
Richard
»Deutlicher schreiben!«
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    die 2 a im letzten Worte sind ein orthographischer Irrthum – keine Feinheit