Lieber Richard, ich weisss ja doch nicht, wa
nn ich endlich Lust zu einem wirklichen Brief beko
mmen werde; so schreib ich Ihnen lieber diese paar Worte, um Ihnen zu sagen, dass ich an
Wien mit heftigem Widerwillen, aber an
ein paar Menschen, die ich nicht zu ne
nnen brauche, mit einer Art
von nicht besonders schmerzlicher Sehnsucht denke. Es geht mir ganz gut; aber es ist eine verwickelte Art von Wohlbefinden, so dass ich durchaus nicht verwundert bin, mich zu Zeiten sehr miserabel zu befinden. Ich bin natürlich nicht allein und doch viel allein; bin im wesentlichen frei und doch zuweilen gebunden; freue mich sehr hier zu sein, weiss aber nicht wieviel auf Rechnung der Freude ko
mmt, nicht in
Wien zu sein. Viel hier interessirt mich – und doch hab ich bei den allgemeinern Eindrücken nicht das Gefühl, neues zu erfahren; es bestätigt sich nur das meiste. Ich glaube dass ich gerne hier leben würde; man verschwindet und ist durchaus nicht beleidigt. Dass Verkehr etwas sehr großes bedeuten kann, spürt man hier; nicht durch Multiplicationen ka
nn man das mit
Wien vergleichen; es ist was andres; brutaler, schöner und gemeiner. –
Paul ist auf ein paar Tage nach
Frankfurt. Mir schreiben Sie nur weiter (nur weiter ist gut) an die Adresse
Pauls, die ist jetzt
10 rue de la Bourse. – Ich wohne woanders, angenehm. Schreiben Sie mir was es Neues gibt. Aber sicher, bitte. Grüßen Sie
Hugo,
Leo,
Salten,
Schwarzk,
Paula und andere a discrétion. Ihr
Arthur.