Lieber Richard, heute kam zugleich Ihre Karte vom 23. und Ihr Brief vom 24. an. Ich sende also diese Zeilen hier nach
Gardone; warum schreiben Sie nicht, wohin Sie von da aus gehen? Eben hat mir die
Tragödin telephonirt, es war heut Probe von
Liebelei (statt
Don Carlos) von der ich nichts wußte, und sie überbot sich selbst an Liebenswürdigkeiten für mich, mein
Stück und ihre Rolle. Sie hat heute auf der Probe einen »großartigen« Erfolg gehabt, und na, und so weiter. Ich denke, die
Premiere wird am 7. oder 8. oder 9. sein. Dazu gibt man
Giacosa,
Rechte der Seele. Für einen guten Sitz soll gesorgt sein. –
Allmälig hab ich zu arbeiten angefangen. Begonnen hab ich damit, dass ich ein
Stück (Einakter) in Versen, den ich vorigen Winter schrieb, in mein
em Schreibtisch vergrub, – wo e
r am tiefsten ist. Ich hab manchmal die starke Empfindung, dass mir nie mehr etwas gelingen wird – wie
Ibsen und –
Paul Lindau. –
Da die Läufigkeit der Frauen manchmal angenehm war, haben Sie wohl auch was »erlebt« . . . wenigstens Anfänge. Da drin stecken ja die ganzen Erlebnisse, die Schlüsse sind ja dieselben. (
Anatol reibt sich die Augen. Er schlu
mmert sofort wieder ein. Bald schläfst du . . . etc. siehe
Hänsel u Grethel) Ich beneide Sie so um die Natur. Es ist so schön jetzt und ich möchte ganz wo anders sein. Neulich war ich in der
Brühl.
Tini ist sehr stolz geworden. Auch war ein Jägerlieutenant draußen. Dem
Hugo hab ich Ihre Kränkung ausgerichtet, er ist auch gekränkt. –
Wie weit ist der
Liebling der Götter und hoffentlich vieler Menschen? –
Leben Sie wohl und schreiben Sie mir. Samstag werde ich wohl das Datum der
Prém. def
initiv kennen.
Herzlichen Gruss, ich freu mich schon sehr auf Sie.
Ihr
Arthur.